Uroloskop 2013
In der Urologie sehen wir in der Therapie des Prostatakarzinoms einen radikalen Wandel. War bislang die radikale Operation oder die Strahlentherapie die einzige Therapieoption, so kommen wir zunehmend darauf, dass wir bisher viel zu radikal waren und ein guter Teil der Patienten (37%) „nur“ mittels Active Surveillance behandelt werden könnte, was nichts anderes bedeutet als sorgsame Beobachtung des Tumorgeschehens. Falls es Anzeichen für eine Verschlechterung des Krankheitsgeschehens gibt, kann man immer noch die bewährten Therapien anwenden. Ich führe diese „nicht Therapie“ im Rahmen des PRIAS Projects seit vielen Jahren mit großem Erfolg durch und durfte Sie darüber in früheren Ausgaben des Uroloskops informieren. Wir sehen auch spannenden Zeiten im Gesundheitswesen entgegen – auf der einen Seite ist das System in der bisherigen Form nicht mehr finanzierbar, auf der anderen Seite ist vollkommen unklar, wie man bei gleichbleibenden Strukturen so viel Geld einsparen will. Das kann nur bei dem „Endverbraucher“ erfolgen und das sind die Patientinnen und Patienten. Wir gehen auf eine 2-Klassenmedizin zu, weil die Steuerung der Gesundheitsausgaben zentral erfolgt und regional nur mehr wenig Spielraum bleibt. Profitieren werden die Patienten in der Privatmedizin, weil hier der Behandlungsvertrag zwischen Arzt und Patient geschlossen wird und die Sozialversicherungen nur am Rand eine Rolle spielen (teilweise Rückersatz der Therapiekosten). Auch bleibt die personenbezogene Medizin wie bisher erhalten – ich bleibe Ihr behandelnder Arzt, kenne Ihre Krankengeschichte und therapiere Sie nach bestem Wissen und Gewissen. Im staatlichen Gesundheitssystem wird sich das sicherlich radikal ändern.